Hützemert unser Heimatdorf! Seine Geschichte, seine Entwicklung, möchten wir mit diesem Beitrag, der Öffentlichkeit vorstellen und damit bekannt machen. Wir hoffen und wünschen, dass der Bericht aufmerksame und interessierte Leser findet. Zur Geographie: Hützemert ist ein kleines Dorf im Südwesten des Sauerlandes und damit auch Westfalens, einen „Steinwurf“ entfernt vom angrenzenden Rheinland. Politisch zählt der Ort zum Kreis Olpe. Nach der Neugliederung der Gemeinden im Jahre 1969 ist Hützemert der größte Ort nach Drolshagen in unserem Stadtgebiet.
Seine Geschichte: Erstmalig wird der Ort am 11. November 1422 urkundlich erwähnt. Am 12. September 1439 verkauften Conraid Voget van Elspe und seine Frau Katharina ihren Hof zu Hussenbert (Hützemert) im Kirchspiel Drolshagen. mit allem Zubehör an Styne von Hunoff, Äbtissin von Drolshagen und dem ganzen Konvent. Aus dem klösterlichen Hof der Zisterzienserinnen von Drolshagen entstanden drei Hofstätten, die nach der Säkularisation 1803, im Jahre 1815 an die Familien Greve. Huperz und Wigger veräußert wurden. Die erste Ansiedlung im Räume Hützemert dürfte zeitlich etwa in das 8. bis 10. Jahrhundert fallen. Dafür spricht folgende Beweisführung: In einer heimatkundlichen Betrachtung von Herrn Hesse setzt sich der Ortsname „Hützemert“ aus 2 Wortbegriffen zusammen, „Hütze“ und „mert“, hervorgegangen aus der älteren Wortbildung „Hutzen“ und „bracht“, zusammengesetzt zu „Hutzenbracht“. So ist mit der Zeit aus dem Hutzenbracht. „Hussenbert“-Hutzemert ein Hützemert geworden. Im Volksmund sagte man zu den Nonnen „Möhnen“, „Juffern“ oder auch „Hutzen“. Es kann also durchaus gesagt werden, das Hützemert nichts anderes als „Nonnengut“ heißt. Bei den Nonnen soll es sich aber nicht um die in den Vorbezeichneten Urkunden genannten Zisterzienser-Nonnen von Drolshagen handeln, sondern um die Klosterfrauen der Fürstabtei Herford bei Bielefeld. die schon Jahrhunderte früher, eben im 8. bis 10. Jahrhundert, hier Grundbesitz hatten und die Ansiedlung schufen.
Die Entwicklung unseres Dorfes: Einem vorliegenden Kurzbericht über Hützemert ist zu entnehmen, dass der Ort vor etwa 400 Jahren, also in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, aus 5 – 6 Gehöften bestand. Diese Größenordnung wird sich in den nachfolgenden Jahrhunderten kaum geändert haben. Es liegen keine veränderten Zahlen vor. Im Jahre 1780 wird von der ersten gepflasterten Straße im Kreis Olpe berichtet, „wörtlich: gepflasterte Chaussee“. Sie führte auch durch Hützemert. benannt als bedeutsame Holland – Frankfurter Straße. Diese Verbindungslinie musste die Wasserscheide bei Wegeringhausen überwinden. Durch den erforderlichen Vorspanndienst für die Wagen der Kaufleute, ergaben sich Verdienstmöglichkeiten für viele unserer Vorfahren. Man könnte damit diese Zeitepoche als den Beginn eines Aufschwungs und damit verbundenen Wachstums unseres Ortes werten. Im Jahre 1819 hatte das Dorf Hützemert 52 Einwohner, der Zentralort Drolshagen 454, also achtmal soviel. Anfang des 19. Jahrhunderts rangierte Hützemert hinter 13 größeren Dörfern im Gebiet Drolshagen – Land an 14. Stelle. Der Ausbau der gebündelten Bundesstraße 54/55 von Olpe durch Hützemert nach Köln und Hagen, und der Bau der Eisenbahnlinie Olpe – Dieringhausen mit Anschluss an die Bahnlinie nach Köln im Jahre 1903 , machten dann Hützemert bald zum schnellst wachsenden und größten Dorf im Kirchspiel Drolshagen. Das Beispiel Hützemert zeigt, wie wirtschaftlich wichtig und damit lebensnotwendig die Anbindung eines Ortes an das allgemeine Straßen- und Eisenbahnnetz ist. Zwei Zahlenvergleiche: Im Jahr 1900 hatte Hützemert 92 Einwohner, Drolshagen 811. Dreißig Jahre später anno 1931, Hützemert 303, Drolshagen 1516. Während der Zentralort Drolshagen sich verdoppelte wuchs Hützemert um das Dreifache.
Die Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie gab dem Ort Hützemert die Attraktivität für Betriebsansiedlungen, zumal auch auf Ortsgebiet ein Bahnhof gebaut wurde. An dieser Bahnlinie der erste Bahnhof auf westfälischem Boden. Als erster nutzte die Firma Baldus die günstige und verbesserte Situation. In der Nähe des Bahnhofs erwarb sie Eigentum und baute erste Produktionshallen. Wie bekannt ist, fanden dort in Spitzenzeiten immerhin 60 – 70 Leute Lohn und Brot. Im Jahre 1936 erwarb Herr Heinrich Huhn aus Derschlag / Rheinland die Firma und führte sie, fortan unter seinem Namen weiter. Und das mit großem Erfolg. Unter seiner Führung und später der seiner Söhne, wuchs das Unternehmen zu einem bedeutenden Industriewerk. Im Jahre 1987, anlässlich des 75 jährigen Bestehens des Unternehmens, wurde der Betrieb in einer Laudatio des Bürgermeisters als das größte Unternehmen in der Stadt Drolshagen bezeichnet, von dessen Wohl und Wehe eine große Bürgerschaft abhängig ist. Als Schreiber kann ich dem nur beipflichten. Und dem ist noch hinzuzufügen, auf den Ort Hützemert übertragen: Das Dorf steht und fällt mit der Leistungsfähigkeit dieses Unternehmens. Ergänzt wurde das Arbeitsangebot durch ein Zweigwerk der Firma Bender+Wirth Kierspe. Die moderne Betriebstätte gab vornehmlich weiblichen Arbeitskräften Verdienstmöglichkeiten. Weitere Handwerkbetriebe des Ortes sollen nicht unerwähnt sein, gerade sie runden das Bild einer intakten Infrastruktur ab. Zum Abschluss in diesem Komplex noch ein Wort zur Landwirtschaft. Bis zum 2. Weltkrieg war die Landwirtschaft wohl der Haupterwerbszweig. Doch nach dem Krieg nahm die Entwicklung eine völlig neue Richtung und mit etwas Wehmut muss man heute feststellen, dass es in Hützemert keinen landwirtschaftlichen Vollerwerbsbetieb mehr gibt. Sehr schade für unsere ländliche Region.
Obwohl Hützemert bereits vor dem letzten Weltkrieg zu den größten Orten der Landgemeinde Drolshagen zählte, fehlten Kirche und Schule am Ort, für manchen, vor allem jüngeren Bewohnern sicherlich unverständlich. Die zentrale Lage von Hützemert entwickelte nach dem Krieg eine rege Bautätigkeit. Einpendler fanden ihren Wohnplatz in Hützemert. Der Ort vergrößerte sich im Verhältnis zu anderen Dörfern und vor allem gegenüber der Stadt Drolshagen, um ein Vielfaches. Ergeben Zahlen von früher ein Verhältnis im Vergleich zu Drolshagen von 1:8, so lautet es heute 1:4. Hützemert ist doppelt so schnell gewachsen wie der Zentralort. Hier einige präzise Vergleichszahlen:1937 Drolshagen 1611 – Hützemert 366 Einw. 1992 hat Drolshagen 4228 – Hützemert 1069 Einwohner. Die Zahlen aus 1992 sind einem Zeitungsbericht vom 5.02 1992 entnommen, in dem Hützemert unter den größten Orten des Kreises Olpe mit angeführt ist, den Orten mit über 1000 Einwohnern. Von 312 Ansiedlungen, Dörfern und Städten des Kreises Olpe wird Hützemert in der Größentabelle an 34. Stelle geführt. Heute hat Hützemert 1076 Einw. Soviel zur Größenordnung.
Die so rasante Wachstumsentwicklung bewirkte, dass bereits 1953 in Hützemert eine Grundschule errichtet wurde. Während fast alle Grundschulen in den Ortschaften der Gemeinde Drolshagen geschlossen wurden, blieb unserem Dorf die Schule erhalten. Ja, sie wurde noch erweitert, ausgebaut und durch einen Turnhallenneubau ergänzt. Zu der denkmalwerten Kapelle im alten Dorf aus dem Jahre 1863, errichteten die Dorfbewohner in großer Eigenleistung eine Kirche, die mit der Benediktion am 29.05.1960 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Auch nach der Einstellung des Personenverkehrs auf der Schiene im Jahre 1979, der durchgehende Güterverkehr wurde bereite 1967 aufgegeben, sind dem Ort Hützemert dadurch kaum Standort mäßige Nachteile entstanden. Durch die naheliegende Autobahnanschlussstelle Drolshagen -Wegeringhausen der BAB A45 (Sauerlandlinie) und A4 Olpe – Köln ist Hützemert sehr gut erreichbar. Es macht den Ort bei der vorherrschenden Tendenz Straße vor Schiene, für alle Belange, wirtschaftlicher und privater Art, reizvoll. Auch als Urlaubsort in unmittelbarer Nähe des Biggesees und der Listertalsperre gelegen kann Hützemert einiges bieten. Viele Menschen machen gern einen geistigen Ausflug in frühere Zeiten, sind sehr interessiert an der Vergangenheit, erforschen das Leben und Wirken ihrer Vorfahren. Sie lesen aufmerksam Berichte aus der Vorzeit und verfolgen die Entwicklung der Heimat von damals bis heute mit größter Aufmerksamkeit. So möge diese Mini – Chronik für viele ein aufschlussreicher Bericht über unser Dorf Hützemert sein. Wir hoffen und wünschen, dass es uns gelungen ist, den Lesern. unser Heimatdorf etwas näher zu bringen.
Quelle: MGV-Chronik 80 Jahre Chorgesang (Erweitert mit aktuellen Zahlen)