Hützemert/Münster. Der Erhalt eines historischen Bahnhofsgebäudes und dessen Umbau zu einem Dorftreffpunkt sind ein Mammut-Projekt. Das gilt erst recht, wenn es ehrenamtlich realisiert werden soll. In Hützemert ist dies überzeugend gelungen. „Hier ist ein Stück örtlicher Baukultur erhalten und mit dem Umbau zu einem Dorftreffpunkt einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt worden. Möglich gemacht hat das die Unterstützung vieler Helfer, die im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände gespuckt, angepackt und bislang mehr als 8.000 Stunden Eigenleistung erbracht haben“, so Dr. Karl-Heinrich Sümmermann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Westfalen-Initiative. Er erläutert damit zugleich die Jury-Entscheidung, dieses Projekt mit dem ersten Preis im diesjährigen Wettbewerb „Westfalen bewegt“ auszuzeichnen.
„Von dem Treffpunkt profitiert die ganze Dorfgemeinschaft. Er stärkt den Zusammenhalt, bewahrt ein Stück Ortsgeschichte und ist ein Gewinn für das Dorf und die Stadt Drolshagen“, würdigt Bürgermeister Ulrich Berghof den ehrenamtlichen Einsatz. Dieses Engagement wirkt auch über den lokalen Rahmen hinaus, wie Landrat Frank Beckehoff verdeutlicht. „Die 2009 erfolgte Eintragung in die Denkmalliste und die Umsetzung der Pläne im Rahmen der Regionale 2013 belegen die überörtliche Bedeutung dieses Projekts. Hier wurde am Bergischen Panoramaweg einen halben Kilometer entfernt vom Wegeringhauser Tunnel, der der längste Radwegtunnel in Nordrhein-Westfalen ist, ein Kleinod geschaffen, auf das alle Beteiligten stolz sein können“, so der Landrat.
Das Konzept hat auch die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden überzeugt. Sie hat sich deshalb an der Auszeichnung beteiligt. „Hier übernehmen Menschen viel Verantwortung für das Gemeinwesen. Sie unterstützen die Kommune und ihre Entwicklung und erhöhen die Identifikation mit ihr“, würdigt der Vorstandsvorsitzende Dieter Kohlmeier die Leistung des Projekts.
Vom Beschluss der Dorfversammlung, den aus dem Jahr 1903 stammenden Bahnhof zu renovieren und zum Dorftreffpunkt umzugestalten, bis zur Umsetzung war es ein weiter Weg. In vielen Sitzungen wurde ein tragfähiges Konzept entwickelt. „Es gab große Unterstützung einiger Institutionen. Aber das Wesentliche musste bürgerschaftlicher Einsatz leisten“, erinnert Sascha Koch, Mitglied im Vorstand des Dorfvereins Hützemert. Im Jahr 2015 wurde die Außenanlage des alten Bahnhofs komplett in Eigenleistung ausgebaut und um einen Spielplatz mit gesponserten Spielgeräten ergänzt. Die Verantwortlichen geben sich mit dem Erreichten aber nicht zufrieden.
Nach dem Auf- soll der Ausbau folgen. Sie möchten den Bahnhof um eine Bahnsteigüberdachung ergänzen. „Die Grundträger stammen vom Bahnhof Olpe, sind aus dem Jahr 1875 und wurden bereits nach Hützemert gebracht. Allerdings mussten sie aus Transportgründen auseinander geschnitten werden und sind altersbedingt in einem schlechten Zustand“, skizziert Koch neue Aufgaben. Mit rund 8.000 Euro sind die Aufarbeitung der Träger, deren Montage, eine Balkenlage sowie eine neue Dacheindeckung und eine Beleuchtung kalkuliert. Da kommen die 10.000 Euro Preisgeld gerade recht. Mit seinem Ansatz erfüllt das Projekt alle wesentlichen Kriterien des Wettbewerbs „Westfalen bewegt“. Der war in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben. Er richtet sich an Gruppen in Westfalen, die in nachahmenswerter Weise die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht allein auf staatliche oder bereits institutionalisierte Hilfe bauen. Dieses beispielhafte bürgerschaftliche Engagement fördert die Westfalen-Initiative in 2016 im Einzelfall mit bis zu 10.000 Euro. Insgesamt standen in diesem Jahr 40.000 Euro zur Verfügung. Seit 2013 hat die Westfalen-Initiative 38 Projekte mit einem Gesamtbetrag in Höhe von 207.000 Euro gefördert. Sie honoriert und unterstützt damit ganz maßgeblich den ehrenamtlichen Einsatz von Bürgern in der Region.